Gerhard Fischer feiert 30-jähriges Dienstjubiläum – Der Regionalleiter im Interview

Im Januar 1992 begann Gerhard Fischer als Sozialpädagoge bei der Caritas in Biberach im Sozialdienst für ausländische Flüchtlinge, im Oktober 1993 erfolgte der Wechel in die Behindertenhilfe der Caritas Ulm. Nachdem der gebürtige Oberschwabe ab 2004 Sozialdienstleitung im Seniorenzentrum Clarissenhof war, übernahm er 2007 im Degginger Seniorenzentrum der Keppler-Stiftung die Einrichtungs- und Sozialdienstleitung. 2016 kehrte Gerhard Fischer als Regionalleitung wieder nach Ulm zurück.

Im Januar 1992 begann Gerhard Fischer als Sozialpädagoge bei der Caritas in Biberach im Sozialdienst für ausländische Flüchtlinge, im Oktober 1993 erfolgte der Wechel in die Behindertenhilfe der Caritas Ulm. Nachdem der gebürtige Oberschwabe ab 2004 Sozialdienstleitung im Seniorenzentrum Clarissenhof war, übernahm er 2007 im Degginger Seniorenzentrum der Keppler-Stiftung die Einrichtungs- und Sozialdienstleitung. 2016 kehrte Gerhard Fischer als Regionalleitung wieder nach Ulm zurück.

 

Herr Fischer, lassen Sie uns zu Beginn unseres Gesprächs zurückblicken: Wie ich weiß, waren Sie nach Ihrem Studium  zunächst für einige Monate in Indien und im Anschluss in der Flüchtlingsarbeit tätig. Das hatten Sie so aber nicht geplant..?

 

Das stimmt. Während meines Studiums an der Berufsakademie Villingen-Schwenningen verbrachte ich meine Praxiszeiten im psychiatrischen Landeskrankenhaus Zwiefalten. Im Anschluss an mein Studium wollte ich dann eigentlich in einem sozialpsychiatrischen Dienst tätig sein. Passend dazu hätte ich mir eine psychotherapeutische Zusatzausbildung vorstellen können.

 

Schließlich hat sich meine erste Anstellung dann aber aus meinem Fremdpraktikum bei der Caritas in Biberach ergeben. Dort habe ich während des Studiums einige Zeit mit ausländischen Flüchtlingen gearbeitet. Und als mir die Caritas dann noch vor meiner Indienreise eine Stelle angeboten hatte, habe ich – auch wegen des tollen Teams dort – zugesagt.

 

Seit August 2016 tragen Sie die Verantwortung für das Seniorenzentrum Clarissenhof, die Katholische Sozialstation und die Ökumenische Sozialstation Ulmer Alb. Damals sagten Sie, den Entschluss nach Ulm zurückzukommen, haben Sie aus vollem Herzen getroffen. Welche Erinnerungen haben Sie heute an die ersten Tage Ihrer Rückkehr in den Clarissenhof?

 

Tatsächlich war die Entscheidung zu meiner Rückkehr damals eine Herzensentscheidung, die aber auch sehr gut überlegt war.

 

Wenn Sie nach meiner ersten Zeit zurück im Clarissenhof fragen, war dies wohl eher ein schleichender Prozess. Denn bereits in den drei Monaten vor meinem ersten Tag als Regionalleiter in Ulm war ich quasi jede Woche für ein bis zwei Tage im Clarissenhof. Gemeinsam mit meinem Vorgänger Peter Wittmann hatte ich so eine umfassende Übergabe in die vielen Verantwortungsbereiche.

 

Als ich dann schließlich am 15. August 2016 meinen „ersten Tag“ hatte, wurde ich mit  offenen Armen und auch vielen vertrauten Gesichtern aus meiner früheren Zeit empfangen. Auch war mir natürlich der Clarissenhof an sich sehr vertraut. Dadurch, dass ich auch während meiner Zeit in Deggingen in Ulm wohnen geblieben bin, konnte ich gewissermaßen auf ein Netzwerk bauen. Alles in allem war es ein schönes Ankommen und bereits damals habe ich gespürt, dass es hier nicht langweilig werden wird.

 

Zwischenzeitlich ist viel passiert. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Veränderungen der letzten Jahre?

 

Zum einen haben wir uns natürlich in unseren Angeboten weiterentwickelt. Beispielweise konnten wir in Wiblingen mit dem Service Wohnen ein ganz neues Angebot schaffen. Auch haben wir mit „DAN“ und „Ruf & Tat“ zwei weitere Nachbarschaftshilfen in unsere Trägerschaft übernommen. Im Projekt „Beruf und Pflege“ sind wir in der Zusammenarbeit mit den Industriefirmen Seeberger und Uzin Utz ganz neue innovative Wege gegangen.

 

Zum anderen gab es in den letzten Jahren große personelle Veränderungen im Leitungsbereich, beispielsweise der Ruhestand von Frau Lang oder Frau Völk. Beide haben ihre Bereiche bis dato maßgeblich geprägt.

 

Mit Vivendi haben wir im Seniorenzentrum Clarissenhof eine große Programmumstellung hinter uns, die in diesem Jahr für den ambulanten und teilstationären Bereich ansteht.

 

In der Sozialstation Dornstadt eröffneten wir in Lonsee einen neuen Standort mit Tagespflege und Betreutem Wohnen. Zudem kam im Sommer 2021 in Amstetten eine weitere Betreute Wohnanlage dazu.

 

Als Regionalleiter treffen Sie jeden Tag aufs Neue viele, oft schwierige und nachhaltige Entscheidungen. Gibt es eine Maxime, an der Sie sich dabei orientieren?

 

Tagtäglich stehen viele kleinere Entscheidungen an, die oft auch in der Kürze der Zeit getroffen werden müssen. Hier bleibt nur, nach bestem Wissen und Gewissen zu handeln. Größere Entscheidungen müssen aus meiner Sicht auch reifen dürfen, so dass möglichst Kopf und Bauch in die gleiche Richtung tendieren.Und schließlich bedeutet entscheiden immer auch „scheiden“, also sich von einer anderen möglichen Option zu verabschieden. Und sicher trifft man dann auch zwischendurch Fehlentscheidungen, hoffentlich nicht allzu oft.

 

Wo liegen – bezogen auf die Altenhilfe - aus Ihrer Sicht die Chanchen und Schwierigkeiten der Zukunft?

 

Einrichtungen wie den unseren wird es wohl in absehbarer Zukunft nicht an Nachfrage fehlen. Auch sehe ich eine große Akzeptanz unserer Tätigkeit: Wir machen eine wichtige existenzielle Arbeit. In unserem Bereich gibt es  große Möglichkeiten zum „Gut alt werden“ der Menschen beizutragen. Mit unseren vernetzten Angeboten von der Nachbarschaftshilfe, über Essen auf Rädern, betreuten Wohnanlagen, Tagespflegen, ambulantem Dienst und nicht zuletzt Kurz- und Langzeitpflege im Clarissenhof sind wir in Ulm der größte und komplexeste Anbieter im Bereich der Altenhilfe. Damit können wir für die Ulmer Seniorinnen und Senioren ein möglichst individuelles Unterstützungspaket schnüren.

 

Die Herausforderung der nächsten Jahre besteht sicher darin, weiterhin viele Menschen zu finden, die unsere Idee mittragen. Wir können eben nur so wachsen, wie wir Mitarbeitende dazu haben. Auch wäre es für die Gesellschaft insgesamt, aber noch mehr für die Altenhilfe eine enorme Belastung, wenn wir die Pandemie nicht in den Griff bekommen. Sie ist aktuell Tag für Tag eine enorme Erschwernis für unsere Arbeit.

 

Sie kennen die Keppler-Stiftung seit ihrem Gründungstag. Wofür steht die Keppler-Stiftung für Sie? Was ist das besondere an der Keppler-Stiftung als Arbeitgeber?

 

Die Keppler-Stiftung war die erste Trägerin in der Altenhilfe, die den Fokus konsequent auf die Lebensqualität der Menschen gerichtet hat. Es geht auch, aber nicht nur darum, Pflege, Verpflegung und Betreuung anzubieten. Vielmehr wollen wir unsere Arbeit ganzheitlicher angehen. Das kommt zum Beispiel im Instrument INSEL zum Ausdruck.

 

Die Keppler-Stiftung muss als gemeinnütziger Träger keine Rendite für Aktionäre erwirtschaften. Es geht bei uns zentral darum, unseren Auftrag zu erfüllen, den Seniorinnen und Senioren individuelle Hilfen zu verschaffen. Auch sind uns im Sinne des christlichen Menschenbildes die Bedürfnisse der Mitarbeitenden gleichermaßen wichtig. Idealerweise spüren unsere Mitarbeitenden dies, auch durch die vielen Angebote wie das Betriebliche Gesundheitsmanagement, die Mitarbeiterseelsorge, das Projekt PiP (Prävention in der Pflege) und vieles mehr.

 

Blicken wir in die Zukunft: Was steht für die Keppler-Stiftung in Ulm und für Sie persönlich in nächster Zeit und die nächsten Jahre an?

 

Wir entwickeln uns stets weiter. So planen wir am Eselsberg eine Betreute Wohnanlage mit Tagespflege und Pflegestützpunkt. Auch wird uns die Landesheimbauverordnung für den Clarissenhof die nächsten Jahre beschäftigen: kleinteiligere Wohneinheiten, der Wegfall von Doppelzimmern sind die Themen für die Zukunft.

 

Auch für die Sozialstation Ulmer Alb steht in Dornstadt der Bau einer betreuten Wohnanlage mit Pflegestützpunkt an. Im November 2021 konnten wir den Gemeinderat Dornstadt davon überzeugen.

Persönlich möchte ich auch weiterhin gemeinsam mit den durchweg kompetenten und engagierten Mitgliedern der Leitungsteams den Dienstleistungsgedanken leben. Ich sehe die Rolle der Leitung als Dienstleister für die Mitarbeitenden der verschiedenen Bereiche.  

 

Vielen Dank für Ihre Zeit, Herr Fischer.

 

Das Interview führte Ramona Bausenhart.

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