Mehr Flexibilität im Berufsalltag - Judith Pfister „wagt“ den Schritt aus der Klinik in den ambulanten Dienst

Judith Pfisterer ist seit April 2023 als Pflegefachkraft bei der Katholischen Sozialstation Ulm. Zuvor war sie als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin auf einer internistischen Normalstation (Schwerpunkt Gastroenterologie und Hepatologie) in der Uniklinik Ulm beschäftigt. In einem Interview berichtet Sie von ihrem beruflichen Wechsel.

Frau Pfisterer, 2018 haben Sie Ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin beendet. Anschließend haben Sie verschiedene Weiterbildungen absolviert. Welche waren dies?

Während meiner Tätigkeit in der Klinik habe ich parallel die Weiterbildung zur Wundexpertin und im folgenden Jahr zur Fachtherapeutin für chronische Wunden absolviert. Über ein Fernstudium wurde ich Pflegeberaterin nach Paragraf 7 SGB XI.

Was hat Sie dazu bewogen, nach fünf Jahren Tätigketi in der Uni, zu einem ambulanten Dienst zu wechseln?

Meine Entscheidung hatte verschiedene Gründe. Ich erhoffte mir deutlich mehr Flexibilität und Arbeitszeiten, die deutlich besser mit Freizeit, Freunden und Familie zu vereinbaren sind.

Zudem kann ich meine Weiterbildungen im ambulanten Bereich sinnvoll einsetzen, was stationär kaum möglich war. Es macht mir auch große Freude, Beziehungen zu den Klienten aufzubauen und auch funktionierende Systeme und gesunde Senioren anzutreffen.

Insgesamt ist das Stresslevel angenehmer und Rahmenbedingungen können leichter an die Pflegekräfte angepasst werden. Im ambulanten Bereich hat man Zeit, um  auf die wirklichen Bedürfnisse der Pflegepersonen einzugehen, was mich auch zufriedener nach Hause gehen lässt.

Welche Unterschiede zwischen der Arbeit im Krankenhaus und bei einem Altenhilfeträger konnten Sie in den vergangenen zwei Monaten bereits feststellen?

In der Klinik ist man sehr an viele Strukturen und Vorgaben gebunden. Der Personalmangel ist dabei deutlich zu spüren, dennoch kann der Bettenspiegel meist nicht angepasst werden, was zu einem immer größeren Druck und Stress in der Schicht führt. Es bleibt oft wenig Zeit für Patienten, Angehörige und Visite. Das Arbeiten hier ist eigenständiger und flexibler, die Spielräume sind größer und die Rahmenbedingungen können besser an das Personal angepasst werden, man stößt auf viel Dankbarkeit. Es geht weniger um akute Erkrankungen, sondern um die richtige Pflege und Optimierung dieser. Die meisten Menschen wünschen sich möglichst lange in der eigenen Häuslichkeit zu bleiben und perspektivisch, mit dem steigenden Pflegemangel, ist die Häuslichkeit und somit die Selbständigkeit und Angehörigen zu unterstützen eine der wichtigsten Säulen.

Im ambulanten Dienst wird viel auf individuelle Wünsche eingegangen. Man ist zwar im Vergleich zur Klinik weniger im Team tätig, regelmäßige Besprechungen holen dies aber wieder auf.

Was mögen Sie an Ihrem Beruf als Pflegefachkraft?

Ich mag es sehr, immer wieder etwas Neues zu lernen und theoretisches praktisch anzuwenden und umzusetzen. Dieser Beruf verbindet Fachwissen, Menschlichkeit und praktisches Arbeiten. Ich bewege mich gerne, brauche die Abwechslung im Alltag und lerne gern neue Leute kennen. Medizinische und beratende Aspekte machen mir große Freude und der Fortschritt z. B. einer heilenden Wunde zeigt mir, dass die Arbeit auch sichtbar sinnvoll ist.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen?

Die größten Herausforderungen für mich sind palliative Situationen. Besonders wenn Leiden schlecht zu stillen sind. Auch manche Haushalte im ambulanten Bereich bringen mich an Grenzen, da dort fachgerecht zu arbeiten erschwert sein kann.

Vielen Dank für Ihre Zeit, Frau Pfisterer!

Das Interview führte Laura Fischer

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